Meinen & Sagen

„Ich hatte extrem viel Glück“

Als Kind wollte Andreas Bourani ein Superheld sein. Fliegen lässt ihn heute seine Karriere als Musiker – die er auch dem Rückhalt seiner Familie verdankt


Wenn Andreas Bourani von seiner Kindheit erzählt, gerät er ins Schwärmen. Eigentlich soll der erfolgreiche Sänger von seiner Rolle im neuen Disney-Film „Baymax“ berichten, in dem er dem tollpatschigen Fred, der plötzlich Superkräfte erlangt, seine Stimme leiht. Als Superheld fühlte sich auch der kleine Andreas, wenn er mit seinen Freunden durch die Wälder streifte: „Wir haben als Kinder Bösewichte gejagt und Filme nachgespielt. Ich wollte Peter Pan sein und fliegen können oder Superman, der mit seinen Röntgenaugen alles durchdringt.“

Es ist eine Kindheit der Träume und Abenteuer, von der Bourani erzählen kann. Im bayerischen Bergheim, einem 2600-Einwohnerort bei Augsburg, sind die Straßen nach Kleiber, Waldkauz und Grasmücken benannt. Wo sie enden, beginnt der Naturpark Westliche Wälder, die Wertach fließt vorbei. Für Jungs liegt das Abenteuer hier direkt vor der Haustür. Ein Idyll, in das der kleine Andreas 1983 eine Woche nach seiner Geburt kommt: Seine Eltern haben ihn adoptiert. Die leibliche Mutter und den leiblichen Vater hat der Sänger nie kennengelernt – und sie nie vermisst. „Bei meinen Adoptiveltern und meinen zwei Schwestern hat mir nichts gefehlt“, sagt er heute, „wir sind immer bereit, füreinander einzustehen.“

Seine Heimat war seine Familie. Hier konnte er seine Träume leben und seine Kreativität entfalten. Der Vater zeigte ihm, wie befriedigend es ist, die Arbeit der eigenen Hände zu bestaunen. „,Lass es uns selbst bauen‘, sagte mein Vater immer, wenn kein gekauftes Regal in die Lücke im Keller passen wollte“, erinnert sich Andreas Bourani. Gemeinsam fuhren die beiden in den Baumarkt, kauften Bretter und sägten sie zu. Bis heute liebt Andreas Holz, dieses lebendige Material, das nach Ursprünglichkeit riecht. Früher, sagt er, habe er sich erträumt, dass er in einer einsamen Hütte lebe und an einer Eiche herumschnitze.

So bedingungslos wie der Rückhalt seiner Eltern waren für den Jungen auch seine Freundschaften zu anderen Kindern: „Ich hatte tolle Freunde, eine große Clique aus Jungen und Mädchen, die mit einem durch dick und dünn gingen. Jugendfreundschaften sind etwas ganz Besonderes. Die zu meinem besten Freund hält bis heute.“

VITA

  • Andreas Bourani wurde 1983 in Augsburg geboren und adoptiert. Schon als Schüler erhielt er Gesangsunterricht, später brach er die Schule ab, um Musiker zu werden. 2010 erhielt Bourani einen Plattenvertrag, er wurde mit Hits wie „Nur in meinem Kopf“ oder „Auf uns“ berühmt. Im neuen Disney-Film „Baymax – Riesiges Robowabohu“ (ab 22.1.2015 im Kino) leiht Andreas Bourani dem Superhelden Fred seine Stimme. Der lustige und rührende Film erzählt von Robotern, Freundschaft und
    Zusammenhalt.

Die Leidenschaft für Musik entstand ebenfalls in der Jugend. Sein außerordentliches Gesangstalent entdeckte Andreas Bourani früh auf dem musischen Gymnasium St. Stephan in Augsburg und beim Gesangsunterricht in der privaten Musikschule Downtown Music Institute. Der ehrgeizige Teenager hatte nur einen Traum: Musiker zu werden und eine CD aufzunehmen. Das Abitur hielt er nicht gerade für eine zwingende Voraussetzung. Seine Eltern unterstützten seine musikalischen Ambitionen, aber als er in der 12. Klasse die Schule abbrach, waren sie nicht sehr begeistert.

„Ich hatte oft Zweifel, ob ich gut genug bin. Musik ist ein großes Risiko, das ich damals aber eingehen wollte“, sagt er heute. In Berlin spielte der 1,89-Meter-Mann lange Zeit auf winzigen Bühnen, es gab Durststrecken und schlechte Erfahrungen. „Erfolg ist nicht kontrollierbar. Ich hatte extrem viel Glück.“

Die heiß ersehnte CD nahm Andreas Bourani vor vier Jahren auf: „Staub & Fantasie“, ein Titel, so emotional wie Bouranis Songtexte. Mit seiner Hymne „Auf uns“ fing er die Stimmung der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2014 perfekt ein: „Hier geht jeder für jeden durchs Feuer, im Regen stehen wir niemals allein.“ „Alles ist möglich!“, glaubt er. Es können sogar Kinderträume wahr werden – wie der, ein richtiger Superheld zu werden. Zumindest auf einer Kinoleinwand.



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