Kennen & Können

Lektüre für Lesemuffel

Manche Kinder finden Bücher einfach nur langweilig. Sie müssen die richtige Lektüre erst noch entdecken. Wir hätten da ein paar Tipps


Wer liest, hat einen größeren Wortschatz, kann sich besser ausdrücken, entwickelt Fantasie, ist klüger und schneidet in der Schule besser ab. O ja, wir wissen alle: Lesen ist ja so wichtig! Leider interessieren diese Argumente lesefaule Kinder nicht die Bohne.

Was also tun, wenn ein Kind Lesen doof findet? Wie kann man das Lesen fördern? Manchmal sind es einfach die falschen Bücher, die wohlmeinende Eltern und Großeltern Kindern vorsetzen. Junge Leser haben oft einen ganz anderen Geschmack. „Kinder wollen Witz und Spannung, eine attraktive Aufmachung, und sie mögen es, wenn sie bestimmte Figuren bereits aus den Medien kennen“, sagt Christine Kranz, Referentin für Leseförderung bei der Stiftung Lesen.

Hilfreich ist es, Kinder genau zu beobachten und sie bei ihren Interessen zu packen: Das kann für den einen ein Buch über Pferde sein, für den nächs-ten ein Bildband mit Traktoren. Eine Rolle spielt auch, was im Freundeskreis angesagt ist. Es lohnt sich für Eltern, sich zu erkundigen: Was gefällt gleichaltrigen Bekannten des Sohns? Was empfiehlt ein junger Blogger im Internet? Es müssen auch nicht immer Bücher sein. Comics, Apps und Magazine können Kinder ebenso ans Lesen heranführen. Wenig Text und viele Bilder wirken einladend und ermutigen auch schwächere Leser.

Attraktive Alternativen zum klassischen Buch

  • Digitale Medien
    Interaktive Bücher, die als App aufs Smartphone oder Tablet geladen werden, bieten animierte Bilder, Soundeffekte und Spiele. Für Leseanfänger eignen sich Kinderbuch-Apps mit Vorlesefunktion. Eine Auswahl von Klassikern („Olchis“, „Conni“, „Geschichten vom Franz“) bietet z. B. der digitale Kinderbuchladen Tigerbooks an: www.tigerbooks.de Auch Lesestifte können als Einstieg dienen: So sind in der Tiptoi-Reihe (Ravensburger) mehrere „Leserabe“-Bände für Erstleser erschienen.

  • Comics und Comic-Romane  
    Die Sprechblasen und Textpassagen von Comics sind kurz, Bilder regen zum Weiterlesen an. Sogar mit Mangas, die sehr wenig Text enthalten, kann ein Kind seinen Wortschatz erweitern und die Konzentrationsfähigkeit verbessern. Näher am klassischen Buch sind Comic-Romane, die derzeit im Trend liegen. Sie enthalten längere Textpassagen, die durch Zeichnungen aufgelockert sind. Am bekanntesten ist die Reihe „Gregs Tagebuch“ (ab 10, Baumhaus Verlag).

  • Mitmachbücher
    Der Handel bietet z. B Ratekrimis oder Quizbücher. Bei Spielbüchern wie der Reihe „1000 Gefahren“ (ab 10, Ravensburger) entscheidet der Leser selbst, wie die Geschichte weitergeht. Witzig, besonders für Buchverächter, sind Aktionsbücher wie „Mach dieses Buch fertig“ (Kunstmann): Jede Seite enthält verschiedene Aufforderungen,
    etwa sie zu zerknüllen, zu beschmieren oder als Serviette zu benutzen.
    In eine ähnliche Richtung gehen Kritzelblöcke mit Rätseln, Witzen und Spielen.

  • Magazine
    Kinder-Zeitschriften punkten bei den jungen Lesern mit Aufklebern, Basteltipps, Rätseln, Witzen und Gewinnspielen. Für Erst- und Zweitklässler geeignet: Magazine wie „Frag doch mal die Maus“ oder „Geomini“. Das Wissensmagazin „Geolino“ von Gruner & Jahr richtet sich an Natur- und Technikfreunde ab 8 Jahren. Weniger intellektuell, aber trotzdem willkommenes Lesefutter gerade für Jungs sind Sport-Magazine wie „Just kick it“ (ab 6) und „Bravo Sport“ (ab 10).

Zugegeben, für Leseanfänger ist das Lesen anfangs ganz schön schwierig. Sich durch Erstlesebücher zu arbeiten, empfinden Kinder überdies oft als unbefriedigend, weil sie von Film und Fernsehen viel spannendere und komplexere Geschichten kennen. „Deshalb ist es wichtig, ihren Spaß an Geschichten durch Vorlesen aufrechtzuerhalten“, sagt Kranz. Speziell für diese Phase wurde z. B. die Reihe „Erst ich ein Stück, dann du“ (cbj Verlag) konzipiert. Dabei liest ein erfahrener Leser einen anspruchsvollen Teil vor, und das Kind übernimmt einen kurzen, groß gedruckten Abschnitt. Bei Jungen sind die Väter als Lesevorbilder gefordert: Sonst entsteht der Eindruck, die Leidenschaft für Bücher sei etwas rein Weibliches und deshalb uncool.

Halb gewonnen hat, wem es gelingt, Kinder an Reihen heranzuführen. Als Köder dient der erste Band als Hörbuch. Oft endet die Episode mit einem „Cliffhanger“, hält also den Spannungsbogen. Wenn der Lesemuffel wissen will, wie die Geschichte weitergeht, bekommt er die Fortsetzung – als Buch. Beliebt sind Fantasy-Reihen wie „Beast Quest“ (besonders für Jungen ab 8, Loewe Verlag) oder „Warrior Cats“ (für Jungen und Mädchen ab 10, Beltz & Gelberg).

Auch Filme können helfen. Wenn Kinder die Story mögen, gefällt ihnen oft auch das Buch. Viele Jungen sind vom „Star Wars“-Universum fasziniert, dem sich Dutzende von Büchern widmen. Für Erstleser eignet sich z. B. „Star Wars – Geschichten der Jedi und Sith“ (ab 7, Dorling Kindersley Verlag) mit schlicht erzählten Episoden und vielen Filmbildern. Bei Mädchen ziehen z. B. die Bücher zur Fernsehserie „H20 – Plötzlich Meerjungfrau“ (ab 8, Panini Books). Nicht unbedingt das, was Erwachsene unter einem „guten Buch“ verstehen, aber egal. Hauptsache, das Kind liest.



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