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Trennung = schlechte Noten?

Sind schlechte Schulnoten vorprogrammiert, wenn sich die Eltern trennen? Nicht unbedingt, hat der Soziologe Michael Grätz von der Universität Oxford herausgefunden


Bedeutet eine Trennung schlechte Noten fürs Kind? Das ist leider eine häufige Beobachtung. Wenn sich Elternpaare trennen, lassen ihre Kinder tatsächlich häufig in der Schule nach. Der Soziologe Michael Grätz von der Universität Oxford hat nun herausgefunden, wer besonders gefährdet ist: Es sind vor allem Kinder aus bildungsferneren Elternhäusern. Demnach verringert für Viertklässler, deren Eltern kein Abitur haben, eine Trennung die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Gymnasium besuchen, um 15 Prozentpunkte. In höher gebildeten Familien hat eine Trennung der Eltern hingegen meist keinen Einfluss auf die Schullaufbahn der Söhne und Töchter.

Entscheidend ist der Bildungsgrad des Vaters

Doch worauf beruht dieser Unterschied, ob eine Trennung schlechte Noten hervorbringt? Dafür haben die Forscher eine Hypothese. Gebildetere Eltern „können den negativen Einfluss auf den Schulerfolg ihrer Kinder besser abfangen als andere“, erklärt Grätz. Erstaunlich: Obwohl die meisten Kinder nach einer Trennung im Haushalt der Mutter leben, entscheidet vor allem der Bildungsgrad der Väter darüber, inwieweit Eltern die Folgen einer Trennung auf den Schulerfolg ausgleichen können, sagt Soziologe Michael Grätz: „Väter mit Abitur verfügen über mehr finanzielle Mittel und Kontakte und können so ihren Nachwuchs auch nach einer Trennung gut unterstützen und fördern.“

Kleiner Trost: Schlechte Schulleistungen der betroffenen Jungen und Mädchen sind meist nicht von Dauer. Der Soziologe Hyun Sik Kim von der US-amerikanischen University of Wisconsin konnte nachweisen, dass die Noten vor allem während der belastenden Trennungsphase absacken. Nach dem Scheidungsverfahren laufen die meisten Schüler wieder zur alten Form auf.



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