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Glück mit Trisomie 21

Über 90 Prozent der Eltern entscheiden sich für eine Abtreibung, wenn sie erfahren, dass ihr Kind das Down-Syndrom haben wird. Torin hatte das Glück, zur Welt kommen zu dürfen - und ist nun der Grund für die Initiative "Väter sagen Ja!"


Mutter, Vater, Tochter, Sohn – viel normaler kann eine Familie kaum sein, sollte man meinen. Aber dass Sohn Torin überhaupt lebt, ist heute etwas Besonderes. Dabei hat er keine lebensgefährliche Krankheit, sondern nur die Zeit als Embryo und Fötus überstanden: Über 90 Prozent der Eltern hätten ihn noch im Mutterleib töten lassen, wenn sie gewusst hätten, dass seine Körperzellen das Chromosom 21 drei- statt zweimal enthalten. Torins Eltern Angela und Cord Groß entschlossen sich damals, nichts wissen zu wollen. Allein schon, weil dort zweieiige Zwillinge im Bauch heranwuchsen, Schwester Carla kam gesund zur Welt: „Wir haben lange gebangt, Kinder zu bekommen. Nie hätten wir eines davon abtreiben lassen können“, sagt Vater Cord Groß. Doch er erinnert sich auch: „Nach der Geburt habe ich schon sehr mit der Situation gehadert.“ Er hatte vorher keinen persönlichen Kontakt zu geistig Behinderten, wusste nicht, was auf ihn zukommt.

Info zur Initiative

  • Wer Cord Groß nicht gerade auf seinem Werbetraktor trifft, kann sich auf Facebook informieren. Der Verein „Väter sagen Ja!“ ist in Gründung und sucht Aktive und Fördermitglieder:
    „Väter sagen Ja!“, c/o Rambazamba e.V., Schönhauser Allee 36–39, 10435 Berlin

  • TIPP: Magazin SCHULE Print-Ausgabe

    Der Artikel über die Initiative von Torin’s Vater Cord Groß ist neben vielen anderen Themen Teil der aktuell am Kiosk erhältlichen Print-Ausgabe 1/2016 von Magazin SCHULE. Mehr über die Inhalte finden Sie hier.

Dabei sind Menschen mit Trisomie 21 meist sehr aufgeschlossen und herzlich. Mit seiner fröhlichen Art hat Torin sogar einen berühmten Freund gewonnen: den Schauspieler Jürgen Vogel, dessen Sohn in dieselbe Kita geht. Vogel unterstützt seitdem Cord Groß’ Initiative „Väter sagen Ja!“, mit der er für Akzeptanz für Menschen mit Trisomie 21 wirbt und gegen deren Spätabtreibung protestiert. Seit die Familie im September 2015 spontan mit einem roten Traktor durch Deutschland, Österreich und Italien gefahren ist, um ihr Anliegen bekannt zu machen, verbringt Groß seine Tage am Telefon und mit der Gründung eines Vereins, der die Initiative weitertragen soll. An Normalität ist also derzeit nicht zu denken – aber immerhin aus einem guten Grund.

 

Und wie leben sie?
Familie hat viele Facetten. Wenn auch Sie Lust haben, sich vorzustellen, mailen Sie uns: redaktion@magazin-schule.de

 

Foto: Dominik Butzmann



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