Meinen & Sagen

„Ich war froh, als die Schule vorbei war“

"Wilde Kerle"-Autor Joachim Masannek war im Unterricht sehr schüchtern. Am Nachmittag aber spielte er gern Streiche – und überfiel sogar einmal eine Bank


Joachim Masannek, in Ihren Büchern geht es viel ums Erwachsenwerden, um Mut und Selbstvertrauen. Wie autobiografisch sind Ihre Geschichten?
Bis zur vierten Klasse war ich ein ganz normaler Schüler, doch plötzlich hat es klick gemacht, und von da an habe ich geschwiegen. Ich habe mich nie gemeldet. Zum Glück war ich intelligent, sodass ich mich mit dem geringsten Aufwand durchgemogelt habe. Ich war froh, als die Schule endlich vorbei war. Erst mit 40 habe ich nach einer Therapie mein Selbstvertrauen zurückgewonnen.

Haben Ihre Eltern und Lehrer versucht, Sie aus Ihrem Schneckenhaus herauszulocken?
Natürlich, aber ich wollte ja nicht. Meinen Weg nach außen habe ich über meine Musik und Texte gesucht. Mit meinen Büchern möchte ich heute schüchternen Kindern Mut machen: „Nur wer seine Angst verbirgt, ist feige“, heißt es zum Beispiel im neuesten „Wilde Kerle“-Film.

Was hätten die Erwachsenen im Rückblick damals anders machen können?
Ich hätte mehr Führung gebraucht. Jemanden, der mich beim Erwachsenwerden unterstützt . . .

VITA

  • Vom Fußball zum Bestseller

    Geboren 1960 bei Hamm, studierte Joachim Masannek Germanistik, Philosophie und Regie. Beim Fußballtraining seiner Söhne hatte er die Idee zu den Büchern „Die Wilden Fußballkerle“, die in über 30 Ländern erschienen sind. Er schrieb auch „Honky Tonk Pirates“ und „Wildernacht“. Derzeit läuft der Film „Wilde Kerle 6“ deutschlandweit in den Kinos.

  • Wie war ich?
    So bewertet Joachim Masannek sich selbst als Schüler:

    • Fleiß: erst 3+, dann 5-
    • Betragen: 2
    • Beliebtheit: 2

Heute sind Sie Schriftsteller. Haben Sie als Jugendlicher Trost in Büchern gesucht?
Ich weiß, das klingt verrückt, aber ich habe mit zwölf Jahren aufgehört zu lesen. Ich habe meine Zeit lieber mit meiner Jungs-Clique verbracht. Wir wurden nachmittags zu Hause weggeschickt und sollten erst um 18 Uhr wiederkommen. Da haben wir heimlich geraucht und auch mal eine Bank im Nachbarort überfallen. Als Cowboy verkleidet habe ich gerufen: „Geld oder Leben!“ Verstanden habe ich den Satz nicht, denn ich wollte doch Geld. Was sollte ich mit Leben? Die Bankangestellten haben gelacht und uns mit einem kleinen Geschenk weggeschickt.

Wann wussten Sie dann, dass Sie Schriftsteller werden wollten?
Nach dem Abitur habe ich „Stiller“ von Max Frisch gelesen, das mich unglaublich fasziniert hat. Danach habe ich alle wichtigen Klassiker verschlungen. Das Schreiben habe ich dann aber gelernt, indem ich einfach gelebt habe.

 



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