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Wirtschaften und Gründen
„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen, aber ich kann ’ne Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen.“ Für diesen Tweet hat eine 17-jährige Schülerin vor einiger Zeit viel Zustimmung bekommen. Stimmt ja auch: Vor allem Jugendliche auf dem Gymnasium lernen noch heute im regulären Unterricht kaum etwas über Wirtschaft und Finanzen.
Doch im Gegensatz zu ihren Eltern damals kompensieren viele Schüler das durch eigenes Interesse. Wohl noch nie gab es eine Schülergeneration, die geschäftstüchtiger war: So führt mittlerweile fast jede Oberstufe in AGs ein kleines Wirtschaftsunternehmen, das Partys organisiert, um mit den Einnahmen später die eigene Abifeier zu bezahlen.
Die einen designen Marketing-Produkte, die anderen züchten Fische
Schülerfirmen sind in allen Schulformen so verbreitet, dass es mittlerweile sogar einen eigenen Wettbewerb für sie gibt: den Bundes-Schülerfirmen-Contest. Erster Preisträger im November 2016: Aldesign. Die Firma von Schülern der Europaschule Aldegrever-Gymnasium designt und vertreibt Marketingprodukte für Schule und Heimatstadt. Ein anderer Preisträger, die Wuppies von der Tom-Mutters-Schule in Kempten, züchtet Fische und Wasserschnecken und verkauft sie an Aquarien. Die Jury war begeistert – „vom außerschulischen Kundenstamm sowie der exzellenten internen Organisation“.
Wie professionell Schüler das Wirtschaften heute angehen, zeigt auch der Wettbewerb „Jugend gründet“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: Schon seit 2003 konkurrieren dabei Jugendliche mit ihren Geschäftsmodellen und um die beste Start-up-Idee. Vielerorts hat sich daraus ein Netzwerk aus Schulen, Verbänden und Banken gebildet, das Ideen fördert und weitertreibt. Tausende Schülerinnen und Schüler beteiligen sich jedes Jahr daran– und zumindest für sie verliert danach sicher auch die erste eigene Steuererklärung ihren Schrecken.
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