Leserautoren

Warum ich keine Schuluniform tragen möchte

Dass das Tragen einer Schuluniform für mehr Gerechtigkeit sorgen soll, ist bekannt. Dieser Meinung sind allerdings nicht alle.


Seit einiger Zeit beschäftigen sich Lehrer, Schüler, Eltern und Politiker mit dem Thema Schuluniform. Sie stellen sich die Frage, ob die Einführung identischer Kleidung zur Bewältigung alltäglicher Konflikte auf dem Schulhof und im Klassenraum beitragen könnte.

Die Fachhochschule Münster führte eine Studie durch, die feststellte, dass Schüler sehr geteilter Meinung im Bezug auf Schuluniformen waren. Ungefähr die Hälfte der befragten Jugendlichen sprach sich für einheitliche Kleidung aus. Viele dieser Menschen argumentieren damit, dass sich das Gemeinschaftsgefühl der Schulkinder verstärkt und niemand nach seinem Äußeren beurteilt wird. In der Schule spielen Markenklamotten keine entscheidende Rolle mehr und Kinder aus finanziell schwächeren Familien werden nicht ausgeschlossen. Große Familien können Geld sparen, wenn die jüngeren Geschwister die Schuluniformen ihrer älteren Brüder und Schwestern übernehmen.

In diesem kleinen Video der J1T ,,Journalisten für einen Tag“ berichten Lehrer und Schüler einer Schule, warum sie zufrieden mit dem Tragen ihrer Schuluniform sind während Lehrer und Schüler einer anderen Schule schildern, weshalb sie Schuluniformen kritisch sehen:

Schuluniform ändert nicht viel

Auch wenn ein paar dieser Argumente zutreffen, kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass sich Schulen, mit verpflichtender und einheitlicher Kleidung, nicht bemerkenswert von Schulen ohne Schuluniform unterscheiden.

Ich habe ein halbes Jahr im Ausland verbracht und dort eine Schule besucht, an der die Schuluniform Pflicht ist. Ich fand es sehr gut morgens keine Zeit beim Auswählen meiner Kleidung zu verlieren. Und am Anfang kam es mir in den Klassenräumen tatsächlich harmonischer vor als an deutschen Schulen, doch nach einiger Zeit erkannte ich, dass genau so viel ausgegrenzt und über andere hergezogen wird, wie ich es bisher schon kannte.

Dein Rock ist zu kurz!

Denn die Schüler reizten sich untereinander auf anderen Wegen. Andere Werte traten in den Vordergrund. Sie verglichen, wer den tollsten Rucksack, die tollste Uhr oder den besten Schmuck trug. Mädchen sprachen abfällig über andere Schulkameradinnen, weil diese ihre Röcke zu hoch gezogen hatten, damit sie kürzer wirkten.

Außerdem konnte man trotz gleichen Aussehens die finanziellen Mittel der Familie eines Kindes erahnen, da die getragenen Schuluniformen kleine Ungleichheiten aufwiesen. Grund dafür waren die zwei verschiedenen Hersteller, die sich preislich um fast die Hälfte unterschieden.

Obendrein fühlten sich viele Schüler in der Schuluniform nicht wohl. Gründe dafür konnten Hautfarben und Körperbau oder einfach nur der Komfort sein. Ich habe kaum Schüler getroffen, die voller Überzeugung bestätigen konnten, dass sie die Uniform gerne tragen.

Sie kamen mir alle gleich vor

Doch was mich an meiner Zeit an dieser Schule am meisten irritiert hat ist, dass ich am ersten und in den darauf folgenden Tagen keinen ersten Eindruck meiner Klassenkameraden hatte. Sie kamen mir alle gleich vor. Ich hatte das Gefühl, dass die Kinder in ihre Individualität und in ihrem Selbstausdruck eingeschränkt wurden. Ein ziemlich drastisches Beispiel dafür ist, dass einer meiner Freundinnen dieser Schule verboten wurde ihre Haare offen zu tragen, da man sonst ihre gefärbten Haarspitzen sehen konnte. Der Versuch dieser Freundin und anderer Jungendlicher sich zu differenzieren wurde untersagt. Doch Selbstausdruck ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung, und diese wird auf diese Art und Weise beeinträchtigt.

Ich denke, dass beim Tragen eines erzwungenen Outfits ein Teil der Entscheidungsfreiheit genommen wird. Mädchen müssen Röcke tragen und Jungs Hosen. Das ist eine, meiner Meinung nach, ziemlich konservative Einstellung für eine moderne Gesellschaft.



Unsere Themen im Überblick

Kommentieren