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Besser lernen mit Musik

Musik bereichert das Leben. Und nicht nur das: Auch das Lernen funktioniert mit ihr besser, sagt die ehemalige Schuldirektorin Gabriele Gottbrath


Methodenwechsel, Bewegungspausen, Frischluft: Lehrkräfte kennen und nutzen verschiedene Möglichkeiten, um ihre Schüler zu motivieren und ihre Leistungsfähigkeit im Unterricht zu steigern. Erstaunlicherweise wird eine besonders einfache und effektive Möglichkeit jedoch selten genutzt: Das Lernen mit Musik.

Um zu erfassen, warum das Lernen mit Musik oft so viel besser funktioniert, können wir ganz einfach bei unseren eigenen Erfahrungen beginnen.

Woran denken Sie beim Wort „Musik“? Die Assoziationen sind sicherlich vielfältig: vielleicht an Instrumente, an Geräusche und Töne, die sie erzeugen, die laut, leise, angenehm, penetrant, harmonisch, schrill, antik oder auch zeitgemäß sein können. Vielleicht summen Sie auch Ihre Lieblingsmusik, etwa Klassisches von Mozart, Bach, Beethoven, Vivaldi oder auch „Neue Musik“ von Igor Strawinsky oder Béla Bartók? Möglicherweise schmettern Sie aber auch einen Rocksong oder Ihren Lieblingsschlager?

Musik wirkt auf unser Fühlen und Denken

Musik wirkt auf uns Menschen, auf unser Gemüt, unsere Emotionen, unser Fühlen und Denken. Musikhören und -machen bereichert unser Leben, macht uns zufrieden. Und Musik bringt uns zusammen, fördert unsere ­Sozial-­ und Kommunikationskompetenzen. „Wo die ­Sprache aufhört, fängt die Musik an“, sagte schon der Autor und Komponist E. T. A. Hoffmann so treffend.

Ach, man kann die Musik gar nicht genug loben – die Musik macht etwas mit uns: wenn wir ein Instrument spielen, im Chor oder in einer Band singen, tanzen und hüpfen, bei der Haus- und Gartenarbeit ein Liedchen trällern oder einfach zuhören. „Dann wird Musik zu einer Brücke zwischen Emotion und Kognition“, erklärt Mari Tervaniemi, die in Helsinki ein Forschungsteam leitet, das untersucht, wie man Musik in der Heilung von neurologischen Störungen einsetzen kann.

Aktuelle Studien haben ergeben, dass die starke Wirkung der Musik auf unser Wohlbefinden sich auch auf unsere Leistungsfähigkeit überträgt.

Deshalb ist es allerhöchste Zeit, dieses Wissen auch in unsere Schulen zu tragen. Das Lernen mit Musik sollte im Unterricht einen weitaus höheren Stellenwert erhalten. Denn es ist ja bekannt, dass Musik das Gehirn anregt und dass sie sogar beim Lernen hilft. Das Wichtigste: Musik macht glücklich. Und was wollen wir mehr als glückliche Schülerinnen und Schüler?

Klar, ­Musik spielt heute schon in den regulären Musikstunden, in Arbeitsgemeinschaften, im Schulchor und bei Festen und Feiern eine Rolle. Ihre positive Wirkung müsste dennoch viel intensiver genutzt werden, und zwar im ­Rahmen des allgemeinen Unterrichts. Viele Grundschullehrer machen davon Gebrauch. So lassen sie die Kinder nach Musik malen, bieten ihnen Momente der Ruhe und Stille durch entsprechende langsame oder ­romantische Musikstücke oder nutzen Bewegungsübungen nach ­Musik zur Auflockerung des Unterrichts nach Phasen großer ­Anstrengung und Konzentration. Da reicht oft schon ­simple Fingergymnastik mit Musikbegleitung, um die Kinder zu ­begeistern.

Unruhige, nervöse Kinder sind nach musikalischen Aktivitäten meist ausgeglichener und konzentrierter

Der Umgang mit Musik hilft nicht zuletzt auch verhaltensauffälligen Schülern, gibt ihnen Selbstvertrauen und Sozialkompetenz. Unruhige, nervöse Kinder sind nach musikalischen Aktivitäten meist ausgeglichener und konzentrierter beim Lernen. Auf gehemmte oder ­sprachgestörte Kinder und Migranten ohne deutsche Sprachkenntnisse wirken sich Musikmachen und -hören ebenso positiv aus. Denn Musik gleicht aus, regt an, beruhigt und entspannt.

Eltern, Lehrer, Schulleiter sollten dazu beitragen, dass in Schulen noch häufiger Musik gehört, noch mehr ­gesungen und getanzt wird. Und wir sollten alles daransetzen, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, ein Musikinstrument zu erlernen. Wir sind also auf dem besten Wege zu erkennen, dass Musik mit all ihren positiven Effekten ein bewährtes Heil- und Lernmittel ist, das zahlreiche Therapien und Lernprozesse unterstützen kann.

Besser lernen mit Musik – Leserautoren – Fotos: Shutterstock – Composing: Gundi Hösl



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