Junges Mädchen schreibt in ein Notizbuch: Handschrift hilft beim Schreiben lernen - Magazin SCHULE
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Die Handschrift hilft beim Schreiben Lernen

Kinder lernen Buchstaben und Wörter besser mit Stift und Papier als am Computer, zeigt eine experimentelle Studie aus Spanien. Das in der Vorschule vielerorts praktizierte "Nachspuren" kommt darin allerdings weniger gut weg


Kinder lernen neue Buchstaben und Wörter besser, wenn sie mit der Hand statt mit der Tastatur schreiben. Besonders hilfreich ist es dabei, wenn sie die Wörter mit dem Stift nicht nur nachfahren, sondern in ihrer eigenen Handschrift aufschreiben. Das hat ein spanisches Forschungsteam in einer experimentellen Studie herausgefunden.

Teilgenommen an der Studie haben insgesamt 50 Kinder im letzten Kindergartenjahr, die gerade erst begonnen hatten, Lesen und Schreiben zu lernen. Um sicher zu gehen, dass die Ergebnisse nicht von den Vorkenntnissen der Kinder verzerrt werden, nutzten die Forschenden für die Versuche Phantasiewörter aus georgischen und armenischen Buchstaben, welche die Kinder noch nie gesehen haben dürften.

Diese fremden Buchstaben und Pseudowörter mit ihren Bedeutungen erlernten die Kinder, wobei sie sie entweder mit dem Stift auf Papier oder mit der Tastatur am Computer abschrieben. Anschließend wurden die neu erworbenen Kenntnisse der beiden Gruppen in drei Tests geprüft: Wie gut erkannten die Kinder die Buchstaben und Pseudowörter? Sprachen sie sie richtig aus? Und konnten sie sie richtig schreiben?

Wer handschriftlich schrieb, war klar im Vorteil

Das Ergebnis: Diejenigen, die mit der Hand geschrieben hatten, entwickelten größere Fähigkeiten als jene, die am Computer geübt hatten. „Unsere Arbeit bestätigt, dass die Graphomotorik für das Einprägen von Buchstaben und Wortstrukturen unerlässlich ist“, erklärt die Psychologin Prof. Joana Acha von der Universität des Baskenlandes in San Sebastian. Besonders deutlich war der Unterschied bei den Pseudowörtern: Kaum ein Kind, das eine Tastatur zum Üben verwendet hatte, konnte die Aufgaben zu den Buchstabenfolgen korrekt umsetzen. Die Handschrift-Gruppe war hier deutlich im Vorteil.

Und noch etwas haben Joana Acha und ihre Kollegen herausgefunden: Die Lernergebnisse der Handschrift-Gruppe wurden besser, wenn die Kinder die neuen Buchstaben und Wörter frei trainieren durften. Bei einer Untergruppe hingegen waren die Buchstaben als Hilfslinien vorgezeichnet, und die Kinder sollten sie nur nachzeichnen – diese Technik ist in Deutschland als „Nachspuren“ bekannt und wird oft in der Vorschule eingesetzt. Die Leistungen dieser Untergruppe blieben jedoch etwas hinter denen der frei schreibenden Kinder zurück. (Hier ist der Link zur Originalpublikation.)

Technische Hilfsmittel sollten nur ergänzend eingesetzt werdenProf. Joana Acha

„Kinder lernen am besten mit der Hand, daher sollten technische Hilfsmittel nur ergänzend eingesetzt werden“, schlussfolgert Psychologin Acha. Ihre Erkenntnisse decken sich dabei mit denen anderer Forschenden. So haben die US-Neurologinnen Karin James und Laura Engelhardt schon 2012 gezeigt, dass handschriftliches Schreiben das Erlernen von Buchstaben unterstützt (hier ist ein ausführlicher Artikel dazu, wie die Handschrift beim Denken hilft). Auch die Psychologin Pam Mueller von der US-amerikanischen Princeton University kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Sie beobachtete, dass Studierende mehr vom Lernstoff behalten, wenn sie sich handschriftlich statt am Laptop Notizen machen (diese Ergebnisse konnten von anderen Forschenden allerdings nicht bestätigt werden).

„Die Handschrift hilft beim Schreiben Lernen“ – Foto: pvproductions auf Freepik



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