Meinen & Sagen

BossHoss: „Pubertät ist was Grausames“

Als Frontmänner der Country-Band The BossHoss sind Alec Völkel und Sascha Vollmer ständig auf Tour. Als Väter überlassen sie ihren Kids gern die Bühne


Im Animationsfilm „Das magische Haus“ (auf DVD erhältlich, Anm. d. Red.) leiht ihr eure Stimmen zwei Möbelpackern. Werden eure Kinder den Film mögen?
Sascha: Meine Tochter bestimmt, sie ist mit ihren dreizehn Jahren noch nicht zu groß dazu – mein kleines Mädchen. Oder doch? Oh Mann, manchmal kann ich gar nicht glauben, dass sie schon so alt ist. Mein Sohn darf mit vier Jahren nur selten ins Kino, sein kleines Gehirn ist schnell überfordert, wenn es in den Animationsfilmen so rasant und laut zugeht. John steht eher auf das Tempo der Augsburger Puppenkiste.
Alec: Mein Sohn Finley geht bestimmt mit mir ins Kino, obwohl er mit seinen 15 Jahren schon eher auf Actionfilme steht.

Als Vater einer Tochter, Sascha, musst du bestimmt auch häufig Mädchensendungen im Fernsehen ertragen, oder?
Sascha: Stimmt, eine Zeit lang stand Manisha total auf „Plötzlich Meerjungfrau“ und „Prinzessin Lillifee“. Das war manchmal ganz schön hart für mich. „Pippi Langstrumpf“ hingegen habe ich gern mit ihr geguckt. Heute ist es komplizierter, meine beiden Kinder bei einem Altersunterschied von acht Jahren vor der Glotze zu vereinen: John schaut lieber „Cars“ und „Spiderman“. Aber Sendungen wie „Wissen macht Ah!“ finden beide gut.

Habt Ihr überhaupt Zeit für Fernsehnachmittage zwischen The-BossHoss-Touren und anderen Engagements?
Alec: Die gemeinsame Zeit ist schon oft knapp, weil wir viel unterwegs sind. Doch wenn ich zu Hause bin, versuche ich, Finley oft zu sehen. Wir unternehmen dann eine Menge oder hängen einfach ab. Was Väter und Söhne halt so machen.
Sascha: Manchmal ist es schon schade, wenn ich weg bin und Entwicklungsschritte meiner Kinder verpasse. Tagsüber, wenn ich Zeit hätte, sind die beiden in der Kita und in der Schule. Daher machen wir am Wochenende ganz viel zusammen: Fußball spielen, Boomerang werfen oder Drachen steigen lassen. Am liebsten fahren wir dazu an einen Ostseestrand. Manchmal leihen wir uns auch Fahrräder aus und unternehmen eine Radtour am Meer. Ganz wichtig ist es mir jedoch auch, dass wir zusammen zu Abend essen und dass ich John ein Buch vor dem Schlafengehen vorlese.

Was sind denn die Favoriten?
Sascha: Am liebsten hört er Märchen – aber wenn ich die dann zum hundertsten Mal vorlesen muss, wird aus dem „Wolf und die sieben Geißlein“ schnell „Das Kamel und die sieben Flöhe“. Da klopft dann der Bär an die Tür und will das Kamel fressen. John schreit immer ganz laut: Neeeein, das ist doch der Wolf! Kinder kennen ja jedes Wort der Geschichten auswendig. Man kann ihnen da wirklich nichts vormachen.

Ein cooler Vater sein? Nein, das ist gar nicht wichtig

Vermissen euch eure Kinder, wenn ihr auf Tour seid?
Alec: Finley sagt es mir mit seinen 15 Jahren natürlich nicht deutlich. Aber ich denke schon, dass er mich vermisst. Wir schreiben viele SMS, denn wir sind beide nicht die großen Telefonierer – typisch Männer halt. Gern schicke ich ihm auch Fotos, sodass er an meinem Leben teilnehmen kann.
Sascha: Wenn ich von unterwegs anrufe, ist mein Sohn manchmal traurig, weil ich so weit weg bin. Das tut mir schon weh. Komme ich dann nach Hause, freut er sich tierisch und springt mir in die Arme. Diese kindliche Urfreude ist wirklich überwältigend. Meine Tochter ist da aufgrund ihres Alters einfach lässiger. Trotzdem freut sie sich natürlich, wenn ich nach Hause komme.

Würdet ihr euch als coole Väter bezeichnen?
Alec: Ich bin voll der coole Vater (lacht). Nee, Quatsch, das ist mir gar nicht wichtig. Mir ist wichtig, dass ich ein gutes Verhältnis zu meinem Sohn habe. Er soll wissen, dass er mir immer alles sagen kann. Tut er wahrscheinlich nicht, könnte er aber. Ich denke schon, dass wir keine spießigen Eltern sind – aber Kinder haben ja immer einen anderen Blick auf ihre Eltern und finden manches peinlich. Doch zumindest hat mir Finley noch nie gesagt: Papa, du bist peinlich.
Sascha: Mir ist es auch wichtig, dass sie mich gut finden – so wie ich bin als Vater und als Mensch. Für meine Kinder ist es völlig normal, mich im Fernsehen zu sehen oder auf der Bühne zu erleben. Für sie bin ich natürlich kein Prominenter. Nur als Klassenkameraden meine Tochter um ein Autogramm von mir baten, war sie schon ein bisschen stolz, glaube ich.

Manisha ist ja gerade mitten in der Pubertät. Wie erlebst du das, Sascha?
Sascha: Sie ist kurz davor – und man erahnt schon: Die Pubertät ist was Grausames. Jeder, der Kinder in diesem Alter hat oder sich noch an seine Pubertät erinnert, kennt das – ich glaube, es bedarf keiner weiteren Details . . .

Wir Väter sind mehr zum Quatschmachen da, die Mütter eher zum Kuscheln

Im Film „Das magische Haus“ dreht sich alles um Fantasie und Magie. Habt ihr früher mit euren Kindern mal gezaubert?
Alec: Ich nicht. Aber ich habe mir oft Geschichten ausgedacht – vor allem in der „Und dann? Und dann?“-Phase. Kindern kannst du ja erzählen, was du willst, und sie sitzen mit großen Augen da.
Sascha: Für meinen Sohn könnte ich tatsächlich mal wieder den alten Zauberkasten abstauben. Er macht aber meist selbst kleine Kunststücke und zaubert sich plötzlich unsichtbar.

Ist eure Vater-Kind-Beziehung anders als die Beziehung eurer Kinder zu den Müttern?
Alec: Ja klar, wir sind mehr zum Quatschmachen da und unternehmen Männersachen mit den Kindern wie Fußball spielen, Skateboard fahren und so. Die Mütter sind ja eher weicher und zum Kuscheln da. Wir natürlich auch manchmal . . .

VITA

  • Alec Völkel (Boss) und Sascha Vollmer (Hoss) hängten ihre Jobs als Werbegrafiker an den Nagel, um mit ihrer 2004 gegründeten Band The BossHoss Country in Deutschland salonfähig zu machen. Ein Mega-Hit gelang ihnen 2011 mit „Don’t Gimme That“. Derzeit arbeiten die beiden an einem Album, das im September erscheinen soll. Sie sind Ehrenmitglieder des Vereins Sage Hospital, Träger eines Kinderkrankenhauses im Senegal.

    Alec Völkel hat aus einer früheren Beziehung einen Sohn, Finley. Sascha Vollmer hat mit seiner Lebensgefährtin Tochter Manisha, und Sohn John.

    The BossHoss engagieren sich gegen Analphabetismus, komponierten Musik für Kinderfilme und sind im Animationsfilm „Das magische Haus“ (erhältlich auf DVD) zu hören.

Was würdet ihr sagen, wenn die Kinder eure Musik später doof fänden und eher auf Elektro stünden?
Alec: Kein Problem, es muss ja nicht immer Rock’n’Roll sein. Finley soll das machen, wofür er Leidenschaft empfindet und was ihm Spaß macht.
Sascha: Manisha ist am Musikmachen noch nicht übermäßig interessiert, Klavier und Gitarre hat sie schnell wieder aufgehört. Aber sie singt toll in ihrer Klassenband. John hatte schon immer ein irrsinniges Rhythmusgefühl. Kaum läuft Musik, bewegt er sich.

Haben eure Kinder schon Berufswünsche?
Sascha: Mit drei Jahren wollte meine Tochter unbedingt Eisverkäuferin werden, damit sie den ganzen Tag lang Eis essen kann. Jetzt konzentriert sie sich erst mal auf die Schule und hält sich alles offen. Mein Sohn will für immer in der Kita bleiben. Und dann Rock’n’Roll machen . . . Seine tolle Kindheit will ich ihm so lang wie möglich erhalten.
Alec: Es ist ja in der heutigen Zeit schwieriger als bei uns damals. Man bleibt ja nicht mehr bei dem, was man gelernt oder studiert hat. Viele Gymnasiasten machen erst einmal Abitur und sind dann ratlos: Was soll ich werden? Aber Finley hat ja noch Zeit. Ich habe auch erst mit 27 etwas aus meinem Leben gemacht



Unsere Themen im Überblick

Kommentieren