Der Stoff wirkt einfach und unbedeutend. Kein Grund, besonders aufzupassen – ein bisschen Auswendiglernen vor der Klassenarbeit tut’s auch. So denken viele Schüler – ein folgenschwerer Fehler! Schon im nächsten Schuljahr holt sie das mangelnde Verständnis ein wie ein Bumerang. Möglicherweise schaden solche Lernlücken ihnen auch noch in einer anderen Disziplin.
In jedem Fach gibt es Grundwissen, ohne das man im Unterricht nur schwer wirklich mitkommen kann. Wir haben Nachhilfelehrer für die sieben wichtigsten Schulfächer gefragt, welche Lernlücken ihnen immer wieder begegnen. 21 Stoffgebiete haben sie für uns zusammengetragen, bei denen jede Schülerin und jeder Schüler wissen sollte: Die müssen wirklich sitzen. Und wenn die Lücke längst da ist? Unbedingt nachholen!
Lesen Sie in diesem Teil die gefährlichsten Lernlücken für Deutsch und die Fremdsprachen Endlisch, Latein und Französisch. Die Fächer Mathematik, Chemie und Physik folgen im zweiten Teil im nächsten Magazin SCHULE online.

Lernlücken Englisch
Unsere Expertin: Die gebürtige Amerikanerin Laurie Castro Camargo ist Kids Director Quality & Training bei Berlitz und unterrichtet seit 15 Jahren in Lerncamps (berlitz.de).
1. Present perfect or simple past?
5./6. Klasse
Notenfaktor: ★★ Häufigkeit: ★★
We met last year and have been texting quite regularly ever since.
„Same, same, but different“, würden Thailänder sagen: Die Formen der englischen Zeiten ähneln den deutschen sehr – aber sie werden anders verwendet. Am häufigsten verwechseln Schüler das present perfect (welches ähnlich wie das deutsche Perfekt gebildet wird) und das simple past (welches dem deutschen Präteritum bzw. Imperfekt entspricht). Mündlich verwenden wir Deutsche fast ausschließlich das Perfekt, und auch im Schriftlichen haben die beiden Zeiten nicht so streng getrennte Aufgaben. Die Engländer unterscheiden hingegen klar: Sobald ein Vorgang abgeschlossen ist und eine eindeutige Zeitangabe dabei steht, verwenden sie simple past. Das present perfect beschreibt vor allem Vorgänge, die sich in die Gegenwart hinein auswirken: We cooked yesterday evening, and I have just finished the washing-up.
Diesen Unterschied nehmen Schüler anfangs oft nicht wahr oder nicht ernst – und werden noch in der Oberstufe mit Punktabzug bestraft. Je länger sich der Fehler einschleifen kann, umso schwieriger ist er auszutreiben. Deshalb: möglichst früh über fremdsprachige Medien (Hörspiele, Kino, Videos, Sprach-Lernspiele …) in die Sprache eintauchen, damit man intuitiv die richtige Zeitform für die jeweilige Situation benutzt. Auch Sprachferien oder ein Schüleraustausch wirken.
TIPP
Vorsicht vor US-Filmen und -Serien: Das amerikanische Englisch trennt zwischen den beiden Zeiten nicht so strikt und verwendet häufiger das simple past!
2. Satzbau
5. Klasse
Notenfaktor: ★★ Häufigkeit: ★★
Falsch: What make we today …?
Richtig: What do we do today?
Unterschätztes Anfängerproblem: Vor allem im ersten Lernjahr bauen viele Schüler englische Sätze wie im Deutschen auf. Mit Fragen und Verneinungen haben viele sogar noch deutlich länger Schwierigkeiten.
Auch wenn sich das Problem bei fast allen Kindern mit der Zeit legt, lohnt es sich, früh korrekten Satzbau zu üben: „Die Kinder profitieren dann von einer Art Lawineneffekt“, erklärt Laurie Castro Camargo von Berlitz Deutschland. „Sind diese Basics begriffen, lernt sich alles Weitere viel leichter und schneller.“
TIPP
Online-Portale wie www.ego4u.de bieten neben Erklärungen auch Übungen zur Grammatik an.
3. Aussprache
ab 5. Klasse
Notenfaktor: ★ Häufigkeit: ★★
Radio, Werbung, Smartphone-Apps: Jedes Kind hört regelmäßig englische Laute. Trotzdem ist es ungewohnt und schwierig, die fremde Sprache richtig auszusprechen. Vielen ist es anfangs auch peinlich.
Das Problem: Je älter ein Kind ist, umso schwerer fällt es ihm, neue Laute zu erlernen. Und wer noch in der Mittelstufe kein englisches „r“ und „th“ herausbekommt, hält sich mit Wortmeldungen zurück – mit negativen Folgen für die Englischnote.
TIPP
Sprechen lernt man durch sprechen: beim lauten Mitsingen von Popsongs, beim Bestellen im
Urlaub, beim Schüleraustausch, mit englischsprachigen Freunden …