Meinen & Sagen

Fast Food – aber vegan!

Döner braten mit ohne Fleisch: David, Matthias und Milan stellen sich neuerdings freiwillig an den Herd. Sie kochen für sich, ihre Familien und Freundinnen – aber ausschließlich vegan. Damit liegen sie im Trend


Seit einem Dreivierteljahr ernährt ihr euch strikt vegan. Wie kam’s?
David: Ich wollte das einfach mal ausprobieren. Ich hatte oft Magenbeschwerden und hoffte, das hört damit auf. Die Beschwerden lagen aber wahrscheinlich am Schulstress, trotzdem bleibe ich Veganer, aus ethischen Gründen. Bei den meisten Problemen auf der Welt hat man ja die Einstellung: Das ist zu groß, da kann ich nichts machen. Aber beim Veganismus muss man nur was weglassen. Und man tut schon mal nichts Schlechtes.
Milan: Was mich überzeugt hat, war der Internet-Vortrag eines Amerikaners, Mitarbeiter des Tierschutzbunds: 101 Gründe, vegan zu leben. Der Mann argumentiert sinnvoll und schlüssig. Zum Beispiel: Man isst ja auch nicht sein Haustier auf. Das sind Dinge, wo du nicht sagen kannst, das ist mir jetzt total egal.
Matthias: Doch, aber nur, wenn du ein Arsch bist.

Spätestens seit dem Bucherfolg von Attila Hildmann mit „Vegan for Fun“ ist Veganismus auch ein Riesentrend. Hat Euch das beeinflusst?
Matthias: Ist doch umso besser!
David: Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, nur Fleisch zu essen, wenn ich das Tier selbst schlachte. Was ich nie könnte. Wenn die Leute selbst schlachten müssten, gäbe es viel mehr Veganer.
Matthias: Ich glaube, oft liegt es auch an der Etikettierung, wenn Menschen noch Fleisch konsumieren. Wir sagen Kalbsschnitzel, wir sagen ja nicht Kuhbabyfleisch.

Wenn man nicht immer Fleisch essen will, muss man kochen lernenMatthias, 17 Jahre

Wie lief eure Umstellung auf vegane Ernährung?
Matthias: Man ist am Anfang schon erstaunt, was man alles nicht essen kann.
David: So war das bei meinem ersten veganen Frühstück. Nichts, was auf dem Tisch stand, ging mehr. Schließlich musste ich trockenen Toast essen.
Matthias: Fleisch essen ist einfach. Wenn man das nicht will, muss man kochen lernen. Und das tun wir gerade. Das finde ich super!

Was esst ihr, wenn ihr unterwegs seid?
Milan: Im Restaurant kann ich oft nur Beilagen bestellen. Das nervt.
David: Ich habe meistens veganen Aufstrich dabei, da brauche ich zum Beispiel in der Schule nur noch eine Brezel zu kaufen.

Was vermisst Ihr?
Milan und Matthias: Käse!
David: Aber neulich haben wir zu Matthias’ Geburtstag veganen Käseersatz gekauft — voll lecker! Außerdem habe ich auch schon mit Hefeflocken in Mehlschwitze experimentiert. Das geht auch gut als Dip zu Chips.

Habt ihr schon früher selbst gekocht?
David: Das ging los, kurz bevor ich vegan wurde. Meine Freundin wollte nicht immer allein kochen. Jetzt sagt sogar meine Mutter oft: „Mach du heute mal Abendessen!“ Meine Familie ist zwar nicht vegan, aber wenn ich am Herd stehe, gibt’s eben nichts vom Tier.
Milan: Auch wieder so eine Frage der Etikettierung. Manche Dinge, die jeder isst, sind sowieso vegan. Zum Beispiel Nudeln mit Tomatensauce. Also alles kein Problem.

Warum konsumiert ihr keine Milchprodukte?
David: Abgesehen davon, dass die Milchkuhhaltung auch grausam ist, gibt es viele Studien darüber, wie schlecht Milch für Erwachsene ist. Es stimmt nicht, dass wir Milch brauchen. In den Ländern mit dem geringsten Milchkonsum gibt es am seltensten Osteoporose. Vegan ist einfach gesund.
Matthias: Man kann sich damit aber auch genauso bequem ernähren. Fast Food geht! Ich hatte die ganzen letzten Tage nur Hot Dogs und Döner. Vegan, natürlich.
Milan: Immerhin ist da kein Billigfleisch drin.
David: Am Hauptbahnhof gibt’s einen veganen Döner-Laden. Der Besitzer bietet auch Döner aus Fleisch an, aber wenn man den bestellt, ist er immer ein bisschen beleidigt.

 

In manchen Kreisen gilt es als unmännlich, kein Fleisch zu essen. Erlebt ihr solche Reaktionen?
Matthias: Da müsste man sich mal vergegenwärtigen, was männlich bedeutet. Vielleicht sind wir eh nicht männlich.
Milan: Wir reden meistens auch nicht über fette Autos, sondern zum Beispiel über einen Mixer: den Vitamix. Damit kann man prima Nussmus hestellen und sogar Sachen erwärmen. Kostet aber 750 Euro.
Matthias: Dafür kann man damit alles machen, außer Auto fahren.
David: Aber es gibt schon Typen, die sagen, ich brauche mein Fleisch. Das sieht man ja auch in Talkshows, da ist dann ein einzelner Veganer geladen, dazu fünf exzessive Fleischesser und Chefredakteure von Magazinen, die „Hackfleisch“ oder so heißen. Der Veganer zitiert dann meist seriöse Studien, aber dann kommen die anderen und rufen: Alles Schwachsinn, der Mensch hat doch immer schon Fleisch gegessen. Da kann ich nur sagen: Ja, und jetzt hat er damit aufgehört.
Matthias: Der Mensch hat ja auch früher in Höhlen gehaust, na und?

Gibt es Momente, in denen ihr rückfällig werdet?
David: Tja, wenn man einen schlechten Tag hat und irgendwo zu Besuch ist, wo es nur was mit Fleisch oder Käse gibt. Oder bevor etwas weggeworfen wird. Da überlege ich: Ist das jetzt okay, das zu essen, weil es sonst im Müll landet?

Immer mehr prominente Sportler sagen, der Verzicht auf tierisches Eiweiß steigere ihre Fitness. Beobachtet ihr das auch?
Matthias: Ich mache keinen Sport. Ich finde es aber gut, wenn man bewusst darauf achtet, was und wie viel man isst.

Zum Vegansein braucht man ganz schön Eier!David, 17 Jahre

Du wirkst nicht, als müsstest du auf deine Figur achten.
Matthias: Es ist eher so: Ich bin zu dürr und habe früher wahrscheinlich zu wenig gegessen. Deswegen hatte ich oft Unterzucker und war voll schlapp.
Milan: Jetzt essen wir irre viel. Neulich haben wir abends bei David für uns drei 1,5 Kilo Nudeln gekocht. Wir dachten, das reicht auch für den nächsten Tag. Aber es war gleich alles weg! Liegt wohl daran, dass vegane Ernährung einen niedrigeren Energieumsatz besitzt.
Matthias: Klar, das merkt auch meine Mutter. Die sagt, sie kann auf diese Weise viel mehr essen, ohne zuzunehmen.

Hast du deine Eltern zum Veganismus bekehrt?
Matthias: Ja, sie brauchen noch das Fleisch aus der Kühltruhe auf, aber dann wollen sie keins mehr kaufen.

Würdet ihr Fleisch aus dem Reagenzglas akzeptieren?
Milan: Besser als Tiere schlachten, vom ethischen Standpunkt aus gesehen.
Matthias: Essen würde ich es aber nicht. Das ist unnatürlich. Und man verändert auch mit der Zeit seine Einstellung zu Fleisch. Am Anfang vermisst man es, aber dann findet man es ekelhaft. Als ich neulich zugesehen habe, wie meine Mutter einen Hühnerknochen abnagte, fand ich das brutal.

Zieht ihr den Veganismus auf Dauer durch?
Milan: Warum nicht? Mir geht’s gut dabei.

Und wenn einer von euch mit einer Metzgerin zusammenkommt?
Matthias: Es macht keinen Sinn, jemandem etwas aufzuzwingen. Ich habe zu meiner Freundin gesagt, dass sie natürlich essen kann, was sie will. Sie ist Vegetarierin, aber keine Veganerin.
David: Wie meine Freundin. Ich koche die tollsten veganen Nudeln, und sie haut sich massenweise Parmesan drauf. Sie ist einfach zu schwach. Zum Vegansein braucht man ganz schön Eier!



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