Kennen & Können

Rodeln mit Kindern

Jeden Tag auf die Skipiste? So was von gestern! Wenn Familien heute Winterurlaub machen, suchen sie Abwechslung. Ein uralter Spaß bekommt dabei neuen Schwung: das Schlittenfahren


Der Aufstieg hat es in sich, keine Frage. Fast 700 Höhenmeter, das sind gut zwei Stunden Fußweg durch den knirschenden Schnee, plus Stärkungspausen für die Kinder. Aber das freudige Kreischen der entgegenkommenden Rodler hält die Motivation aufrecht, und oben auf der Sonnenterrasse des August-Schuster-Hauses am Pürschling werden alle mit guter Brotzeit und einem traumhaften Blick auf die Zugspitze und die Ammergauer Alpen belohnt. Das Beste kommt natürlich zum Schluss: fast fünf Kilometer Abfahrt, mal gemütlich, mal rasant. Ein Riesenspaß für die ganze Familie: „Papa, können wir noch mal rauf? Nur ein paar Meter!“

Eine schöne Bergwanderung in verschneiter Gegend, eine urige Hütte als Ziel und Action bei der Abfahrt – kein Wunder, dass Rodelstrecken wie die von Unterammergau zum Pürschling immer beliebter werden. „Winterurlauber suchen seit einigen Jahren verstärkt nach Alternativen zur Skipiste“, berichtet Thomas Bucher, Pressesprecher des Deutschen Alpenvereins. „Beliebter werden etwa Skitouren, Schneeschuhwanderungen und gerade auch das Rodeln. Für Familien mit Kindern ist das natürlich eine tolle Sache.“

Das gute alte Schlittenfahren erlebt eine Renaissance. „Überall in den Alpen, aber auch in den deutschen Mittelgebirgen werden Rodelstrecken aufgewertet oder neu angelegt“, bestätigt der Autor Stefan Herbke. Er hat mehrere Bücher zu Wander- und Rodeltouren verfasst (s. Buch-Tipp) und verfolgt die Entwicklung seit Langem. „Neuerdings wird auf vielen Routen bei Schneemangel sogar Kunstschnee verteilt. Für die Skigebiete sind die Rodelbahnen eine wunderbare Ergänzung ihres Angebots.“

Buch-TIPP

Bergbahnbetreiber und Hüttenwirte unterstützen den Trend mit täglich präparierten Strecken, Rodelverleih am Gipfel und Aktionen wie Nachtrodeln oder Kutschfahrten. Sie haben Erfolg: Viele Rodelstrecken sind inzwischen sehr gut befahren. Aber sie gleichen mit ihren Fangnetzen und Schneeraupenprofilen auch eher Skipisten als verschneiten Forstwegen. „Im Grunde sind das aber zwei ganz unterschiedliche Erlebnisse“, erklärt Experte Bucher. „In der Nähe von Skipisten sind die Wege meist gut präpariert, und Sie kommen bequem mit dem Lift rauf. Dafür kann es auf der Rodelbahn und in der Hütte eng werden. Wer Naturerlebnis sucht und das Ganze sportlich nimmt, sollte sich abseits der Skigebiete umschauen.“

Zum Glück gibt es genug Auswahl. Rund 140 Strecken zwischen einem und 14 Kilometer Länge verzeichnet die Internet-Seite rodelfuehrer.de allein in Bayern und Österreich. Autor Herbke verortet seine „50 schönsten Strecken Deutschlands“ auch im Schwarzwald, dem Harz oder dem Erzgebirge. Und dann gibt es ja noch die zahllosen mehr oder weniger kurzen Schlittenhügel, auf denen sich ein Familiennachmittag auch sehr gut verbringen lässt. Nach der zehnten Abfahrt kommen da allerdings auch ein paar Höhenmeter zusammen.



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