Corona-Pandemie: Eltern hielten besser durch als gedacht - Magazin SCHULE
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Corona-Pandemie: Eltern hielten besser durch als gedacht

Mit Kindern zu Hause hatte man es in der Corona-Pandemie gleich doppelt schwer. Trotzdem haben Eltern diese Zeit genauso gut ertragen wie Kinderlose, zeigen Befragungen. Offenbar entwickeln Eltern besondere Schutzfaktoren – und behalten sie auch, wenn die Kinder aus dem Haus sind


Der Lockdown und das Arbeiten inmitten der Pandemie, dazu noch Fernunterricht und Kontaktbeschränkungen für die Kinder und die ständige Sorge, dass diese in all diesem Schlamassel Schaden nehmen: Während der heißen Phasen der Corona-Pandemie lastete wahrlich genug auf den Schultern der Eltern in Deutschland. Entsprechend belastet fühlten sie sich auch – allerdings nicht mehr als Kinderlose, wie eine Befragung von 1121 Personen durch die Private Hochschule Göttingen (PFH) ergeben hat.

„Spannend“ nennt Angelika Ecker vom Universitätsklinikum Regensburg und Co-Autorin der Studie dieses Ergebnis: Denn in anderen Studien hatten Eltern über enormen Stress geklagt, gerade Eltern mit geringem Einkommen zeigten häufiger psychische Probleme als Kinderlose. Zwar war die Teilnehmerzahl der Befragung nicht sehr groß und das verhältnismäßig junge Alter der Kinderlosen könnte den Vergleich verfälschen – schließlich waren junge Erwachsene wie etwa Studierende in der Pandemie ganz besonders eingeschränkt und dadurch belastet. Trotzdem hätten die Forschenden von den Eltern wohl mehr Wehklagen erwartet.

Der Grund für die erstaunliche Resilienz könne darin liegen, dass Eltern in der Pandemie zwar besonders vielen Belastungen ausgesetzt waren, sie auf der anderen Seite aber auch über bestimmte Schutzfaktoren verfügen. Dass diese Faktoren einige Eltern allgemein widerstandsfähiger gegenüber äußeren Belastungen machen, vermutet jedenfalls Youssef Shiban, Professor für Klinische Psychologie an der PFH und Leiter des Projektes.

Mit Krisen kennen Eltern sich einfach aus

Das betrifft vor allem die so genannte Selbstwirksamkeit in Krisenzeiten, also die Überzeugung, eine Krise aus eigener Kraft meistern zu können. Wer Kinder erfolgreich groß zieht (oder großgezogen hat, aber dazu später mehr), spürt diese Selbstwirksamkeit besonders häufig – mit Krisen kennen Eltern sich einfach aus. Humor hatte ebenfalls eine schützende Wirkung – auch das kennen Eltern von anderen Krisen mit ihrem Kind. Und drittens mussten die befragten Eltern seltener psychologische Strategien nutzen, um sich die Wirklichkeit schönzureden – vielleicht macht Elternschaft einfach realistisch.

Die gute Nachricht zum Schluss: Diese Schutzfaktoren wirken offenbar nicht nur im Zusammenleben mit Kindern, sondern auch dann noch, wenn diese längst ausgezogen sind. Eltern, deren Kinder nicht mehr zu Hause wohnten, erwiesen sich in der Befragung als besonders widerstandsfähig. Sie hatten keine doppelte Belastung mehr, aber mit Krisen umzugehen verlernt man wohl nie – und wenn in der Pandemie der Computer streikt, eilt das erwachsene Kind zur Hilfe.

 

Corona-Pandemie: Eltern hielten besser durch als gedacht; Foto: Drazen Zigic auf Freepik



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