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Christian Tramitz: „Ich habe viel zu viel Glück gehabt“

Schauspieler und Synchronsprecher Christian Tramitz über seine Schüchternheit als Kind, Kasperlschmarrn und seinen Abischnitt von 4,0


Christian Tramitz, Sie sprechen im  Pixar-Film „Findet Dorie“ Marlin, den Vater von Nemo. Woher kommt Ihre Leidenschaft für Kinder- und Tierfilme?
Schon als kleiner Junge habe ich Tierfilme geliebt, denn sie waren das Einzige, was wir anschauen durften: „Ein Platz für Tiere“, „Flipper“ oder „Die kleinen Strolche“.

Sie hatten großen Erfolg an der Seite von Michael „Bully“ Herbig in „Der Schuh des Manitu“. Wollten Sie schon immer Schauspieler werden?
Nein, diesen Kasperlschmarrn wollte ich eigentlich nie machen und lieber etwas Anständiges werden – Musiker oder Sportler zum Beispiel. (lacht) Aber dann ist es irgendwann doch so gekommen, obwohl ich eigentlich schüchtern und zurückhaltend bin . . .

Christian Tramitz – Kinderfoto – Magazin SCHULE ONLINE
Ein Mann mit vielen Talenten: Christian Tramitz, 61, ist Schauspieler, Komiker, Autor und Synchronsprecher (aktuell im Kinofilm „Findet Dorie“ zu hören). Der Vater von vier Kindern ist auch musikalisch: Er spielt Geige. Als Schüler trat er einst sogar bei „Jugend musiziert“ gegen Anne-Sophie Mutter an

Wie haben Sie die Schüchternheit abgelegt?
Helmfried von Lüttichau – mein Partner aus „Hubert & Staller“ – ging in meine Parallelklasse, und zwischen 14 und 16 waren wir ganz dicke. Mit ihm zusammen habe ich ständig Lehrer imitiert und hatte damit großen Erfolg bei meinen Mitschülern. Da konnte ich aus mir herausgehen und merkte, wie gut das beim „Publikum“ ankam.

Ahmen Sie deshalb so gut Dialekte nach?
Möglicherweise, ich liebe es einfach, Leute zu beobachten. Als Jugendlicher bin ich oft mit der S-Bahn viel zu weit gefahren, nur um weiter interessante Menschen studieren zu können.

Sie waren der Klassenclown. Hat sich das in Ihren Noten niedergeschlagen?
Total, ich war kein guter Schüler. Meinen anfänglichen Bonus – meine ältere Schwester war als exzellente Schülerin bekannt – hatte ich schnell verspielt. Für meine Lehrer ein böses Erwachen! Mein Abischnitt von 4,0 sagt schon alles: Ich habe mich durchlaviert und viel zu viel Glück gehabt.

Ihr Motto: wird schon schiefgehen?
Genau. Ich bin ein sehr optimistischer Mensch. Nach einer Klausur habe ich wirklich immer geglaubt, dass es schon noch für eine Vier reichen wird. Na ja, dann war es meistens doch eine Fünf.

Lehrer taugten mir nicht zum Vorbild

Christian Tramitz, hatten Sie einen Lehrer, der Sie besonders beeindruckt hat?
Nein. Lehrer taugten mir nicht zum Vorbild. Auch sonst habe ich nie anderen Menschen nachgeeifert, sondern lieber mein Ding gemacht. Ich bewundere Menschen, aber ihr Leben dient meinem nicht als Blaupause.

Wie sind Sie dann zu dem geworden, der Sie heute sind?
Ich wusste lange nicht, wer ich bin und was ich mit meinem Leben anfangen soll. Nach der Schule habe ich getan, was ich wollte. Ich bin gereist, habe gejobbt und habe dann eine Schauspielausbildung gemacht. Dieses lange Suchen hat mir wahnsinnig gutgetan – und ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mir das zugestanden haben.

Sie haben vier Kinder. Sind Sie bei denen auch so locker?
Ich versuche es! Die Zwillingsjungs – sie sind jetzt 25 – studieren Afrikanistik und Musik. Meine 17-jährige Tochter und mein zehnjähriger Sohn wissen noch gar nicht, was sie werden wollen. Aber zum Glück will keiner von ihnen in meine Fußstapfen als Schauspieler treten. Ich will sie nicht drängen, lieber sollen sie mal ein Jahr ins Ausland gehen, um Ideen zu bekommen.



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