Denken & Diskutieren

Hausaufgaben: elternfreie Zone!

Damit Eltern nicht mehr die Hausaufgaben ihrer Kinder erledigen, versuchen Schulen neue Lernkonzepte ohne sie – mit Erfolg


Hausaufgaben dienen Schülern dazu, Gelerntes zu wiederholen und zu festigen, um es dann selbst anzuwenden. So die Theorie. In der Praxis fühlen sich allerdings auch meist Mama und Papa dafür zuständig: Einer Forsa-Umfrage zufolge helfen 65 Prozent der Eltern bei den Hausaufgaben nach – gleichzeitig fühlt sich die Hälfte von ihnen dadurch gestresst, wie eine Studie des Lernportals Duden Learnattack ergab.

Dabei sind ständige Kontrolle und Support durch die Eltern nicht einmal förderlich. Elke Wild, Professorin für Pädagogische Psychologie an der Uni Bielefeld, bestätigt, dass Kinder bei zu starkem Eingriff der Eltern sogar die Motivation verlieren und Ängste aufbauen. Und eine deutsch-schweizerische Studie fand heraus, dass häufig unterstützte Sechstklässler schlechter lesen konnten und schlechtere Deutschnoten hatten als selbstständig arbeitende Kinder.

Schüler müssen sich trauen, Probleme in Unterricht anzusprechen

Professor Wild betont, dass der Lehrer im Unterricht nur auf Schwachstellen eingehen kann, wenn er sie sieht. Daher sei es wichtig, dass die Schüler sich trauen, Pro­bleme im Unterricht aktiv anzusprechen. Es hilft nichts, wenn die Eltern ihnen die Auseinandersetzung zu Hause abnehmen. Aus Angst vor schlechten Noten oft im Alleingang. Besser ist, Schulkindern eine optimale Lernatmosphäre zu schaffen: etwa mit einem ergonomisch-praktischen Schreibtisch in ruhigem Ambiente.

Mehr Sicherheit gibt auch, wenn Kinder die Hausaufgaben in ­einem vorgegebenen zeitlichen Rahmen von etwa 30 Minuten für Grundschüler und bis 75 Minuten für die Oberstufe erledigen können. Gerade für Grundschüler ist es eine Herausforderung, sich plötzlich selbst zu organisieren. Die Eltern sollen daher zunächst auch Ansprechpartner bleiben und Anleitungen geben. Allerdings ohne Nachhilfelehrer zu sein und die Kinder zu verwirren.

Lernzeitstunden ohne Mama und Papa

Selbst die Befürworter der Abschaffung von Hausaufgaben sehen die Wichtigkeit des selbstständigen Trainierens und Wieder­holens des Unterrichtstoffs. Eine Lösung wie die an der Christoph-Rensing-Grundschule in Dormagen macht Schule. An drei Tagen in der Woche bleiben die Kinder hier länger und erledigen unter Aufsicht Extra­übungen in sogenannten Lernzeitstunden. Bei dieser individuellen Art der Förderung sehen die Pädagogen den aktuellen Lernstand, können direkt auf Probleme reagieren und je nach Defizit Aufgaben vergeben. In Lernbegleitheften tragen die Lehrer Aufgaben und Ergebnisse ein, damit auch die Eltern weiterhin den Lernstand im Blick behalten.

Das Konzept kommt bei Schülern und Eltern in Dormagen gut an und trägt nach Schulleiterin Rothenburg zum „entspannteren Familienleben“ bei. Ganz ohne Heimarbeit geht es am Ende sowieso nicht. So bleibt genug Zeit, doch noch zu ­Hause das ein oder andere Thema nach eigener Fasson zu vertiefen – idealerweise ohne Hilfe von Mama und Papa.



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