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Zwillinge: Zusammen weniger allein?

Entwickeln sich Zwillinge besser, wenn sie unterschiedliche Klassen besuchen – oder ist eine Trennung gar nicht notwendig? Keine einfache Entscheidung für Zwillingseltern. Magazin-SCHULE-Leser Sven Trautwein rät: aufs Bauchgefühl hören


Das Bauchgrummeln war schon da. In den letzten Monaten wurde es immer lauter. In den vergangenen drei Jahren waren Tim und Nils zusammen in einer Kindergartengruppe. Und auch zu Hause hatten sie sich als Spielkameraden! Doch wie würde es in der Grundschule werden? Sollten wir die beiden in eine Klasse geben? Oder lieber in zwei verschiedene Gruppen oder gar zwei Schulen schicken?

Eine schwierige Entscheidung für Zwillingseltern. Zunächst holten wir die Meinung der Erzieherinnen ein: Wie schätzen sie unsere Jungs ein? Wäre es gut, sie hätten ein bisschen Raum für sich? Oder spornt der (Zwillings-)Vergleich die beiden an? Zieht sich einer ständig zurück? Ist es wichtig, dass sie nicht mehr nur als „die Zwillinge“ wahrgenommen werden, sondern als Tim und Nils? Die Meinung der Pädagoginnen war nicht ganz eindeutig. Aber die Tendenz ging in die Richtung: Vielleicht täte den Zwillingen eine Trennung gut. Wir selbst neigten jedoch eher dazu, die Kinder beisammenzulassen.

Wir versuchen, den Zwillingen seit der Einschulung noch mehr Individualzeit“ zu geben

Warum? Weil wir das Gefühl hatten, dass dieser Schritt für die beiden noch zu früh wäre. Zudem werden Tim und Nils, weil sie zweieiige Zwillinge sind, auch nicht so sehr als eine
Einheit wahrgenommen. Auch für uns Eltern wäre eine Trennung schwierig: zwei Schulwege, die wir begleiten müssten. Lehrergespräche, Elternabende, Schulfeste – all dies müssten wir doppelt besuchen. Doch eine endgültige Entscheidung hatten wir noch nicht getroffen.

Als Nächstes machten wir uns schlau, welche Schulen es in der Umgebung gibt. Wir schauten uns eine Montessori-Schule an, die zwar interessant, aber für Erstklässler unserer Meinung nach viel zu weit von zu Hause entfernt lag. Warum die Kinder nicht in die nahe gelegene Sprengelschule, eine ganz normale Grundschule, geben? Dort gibt es Regelklassen, die bis mittags unterrichtet werden. Besonders spannend fanden wir, dass man an der Schule schon drei Jahre lang Erfahrung mit einer Ganztagsklasse gesammelt hatte.

Die Ganztagsklasse bietet einige Vorteile: Nach Unterrichtsschluss um 15.30 Uhr sollen keine Hausaufgaben mehr anfallen. Und nachmittags würde kein Kernunterricht mehr stattfinden. Und der größte Pluspunkt: Mehr Zeit für den Unterrichtsstoff, das konnte nicht schaden. Und auch für uns Eltern ist die Ganztagsbetreuung wichtig: So können wir beide, die wir selbstständig sind, auch weiterhin wie bisher arbeiten. Wir entschieden, die Jungs in die Ganztagsklasse der Sprengelschule zu geben.

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Die Jungs freuten sich – und endlich ging die Schule los. Zunächst saßen die Zwillinge noch nebeneinander, nach einer Woche wurde die ganze Klasse von der Lehrerin umgesetzt. Das hat den beiden sehr gut getan. Jetzt waren Tim und Nils in der Schule nicht mehr in der Verantwortung, sich gegenseitig jederzeit in kniffligen Momenten zu helfen. Klar, dass sie sich an die neue Situation erst gewöhnen mussten. Aber diese kleine Trennung fördert ihre jeweiligen Stärken. Auch wir versuchen, den Jungs nun noch mehr „Individualzeit“ zu geben. Meine Frau und ich unternehmen immer mal wieder allein etwas mit einem Zwilling. So können wir uns ganz individuell auf Tim und Nils einlassen und nach ihren Wünschen die Zeit gestalten.

Unser Rat an alle Zwillingseltern: Sprechen Sie vor der Einschulung mit den Erziehern. Schauen Sie sich verschiedene Schulen und deren Konzepte an. Am Ende sollten Sie aber auf Ihr Bauchgefühl hören, denn niemand kennt Ihre Kinder so gut wie Sie!



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