Meinen & Sagen

„Ich war geschickt mit Spick­zetteln“

Schauspielerin Katharina Thalbach über ihre DDR-Schulzeit, die Sinnlichkeit des Fachs Mathematik und warum sie glücklich war, endlich Englisch zu lernen


Katharina Thalbach, Sie sind in eine Theaterfamilie hineingeboren worden. Künstler, so der Ruf, lassen ihre Kinder gern an der langen Leine, auch schulisch. Wie war das bei Ihnen?

Meinen Eltern waren meine schulischen Leistungen nicht so wichtig. Aber die Lehrer sorgten dafür, dass wir spurten. Ich bin in der DDR eingeschult worden. Da herrschte preußische Disziplin. Die Lehrer waren streng, und mir wäre nicht im Traum eingefallen, zu rebellieren. Rückblickend finde ich dieses strenge Reglement richtig.

Sind Sie gern zur Schule gegangen?

Weder ich noch die meisten meiner Mitschüler. Und diejenigen, die sich im Unterricht besonders hervortaten, waren eben die Streber, die damals wie heute unbeliebt waren.

Was waren Ihre Lieblingsfächer?

Mathematik und Geschichte, zugegeben eine merkwürdige Kombina­tion. Das lag an dem Lehrer, Herr Uhlig, der diese beiden Fächer unterrichtete. Ich hatte ihn etwa von der fünften bis zur zehnten Klasse im Max-Planck-Gymnasium in Ostberlin. Ich war Feuer und Flamme. Auch Physik mochte ich total, Chemie dagegen nicht. Zu viel Paukerei.

Bei Geschichte lässt sich die Begeisterung nachvollziehen. Aber Mathe …?

Herr Uhlig konnte die Mathematik spannend und amüsant rüberbringen. Ich fand Mathematik sogar irgendwie sinnlich. Weder meine Tochter noch meine Enkelin können das auch nur ansatzweise nachvollziehen. Bei ihnen rief Mathematik eher Ekel und Gräuel hervor. Meine Tochter sagt, sie wurde fast lebensmüde durch Mathe.

Sie standen bereits mit fünf Jahren auf der Theaterbühne, mit 13 erhielten Sie eine Ausbildung am Theater. Gab es für die junge Katharina Thalbach je einen anderen Berufswunsch als Schauspielerin?

Ich hätte gern Geschichte und/oder Ägyptologie studiert. Aber natürlich war der Weg durch mein frühzeitiges Engagement vorgezeichnet. Die Theaterausbildung war an gute Schulleistungen geknüpft. Da hatte das ­Jugendamt ein strenges Auge drauf. Daher setzte ich alles daran, gute Noten zu haben, sonst hätte diese Kon­stellation nicht funktioniert. Übrigens war ich sehr geschickt im Abschreiben und im Umgang mit Spickzetteln.

Hanni und Nanni – Film – Magazin SCHULE ONLINE
Ein Leben auf der Bühne: Katharina Thalbach (63) gehört zu den renommiertesten deutschen Schauspielerinnen. Ihre tiefe, rauchige Stimme wurde zu ihrem Markenzeichen. In der Enid-Blyton-Verfilmung „Hanni & Nanni“ spielt sie eine Französischlehrerin

In „Hanni & Nanni“ spielen Sie Madame ­Bertoux, eine Französischlehrerin. Welche Beziehung haben Sie zu der Sprache?

Mein Vater stammte aus der französischen Schweiz, doch wurde bei uns zu Hause nie Französisch gesprochen. Wie in der DDR üblich, hatte ich Russisch als erste Fremdsprache, später kam Englisch dazu. Englisch liebte ich von Beginn an. Schließlich wollte ich verstehen, wovon die Rolling Stones und die Beatles singen. Ich kann mich mit Französisch durchschlagen, aber ich würde sagen, eher kauderwelschmäßig.

Kannten Sie die „Hanni & Nanni“-Bücher von Enid Blyton, die bei Abertausenden Mädchen den Wunsch weckten, ein Internat zu besuchen?

Ich habe von „Hanni & Nanni“ erstmals gehört, als mir die Rolle angeboten wurde. In der DDR kannten alle das Buch „Trotzkopf“, das auch in einem Internat spielt und genau diese Wirkung auf Kinder ausübte. An „Hanni & Nanni“ gefällt mir vor allem die Besetzung der Zwillinge (Anm. d. Red.: Laila und Rosa Meinecke). Endlich mal keine langhaarigen Tussen, richtig tolle Mädchen.

 

Katharina Thalbach: „Ich war geschickt mit Spickzetteln“ – Foto: Lutz Edelhoff

 



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