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Was hilft gegen Heuschnupfen?

Hoffnung für Triefnasen: Wenn der Frühling kommt, schlägt die Stunde der Pollen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um Heuschnupfen & Co.


1. Normale Erkältung, allergischer Dauerschnupfen oder Heuschnupfen – wie merke ich, woran mein Kind leidet?

Um eine banale Erkältung handelt es sich sehr wahrscheinlich, wenn ein Schnupfen akut auftritt und nach einer Woche wieder vorbei ist. Oft kommen auch Husten oder Fieber dazu. Wird das Kind längere Zeit immer morgens nach dem Aufwachen von Niesattacken geplagt, könnte es sich um allergischen Dauerschnupfen handeln, möglicherweise eine Überempfindlichkeitsreaktion auf Eiweiße im Kot von Hausstaubmilben, die sich in der Matratze ansammeln. Das würde erklären, warum das Niesen verstärkt morgens auftritt, wenn man nachts permanent dem Allergen ausgesetzt war. Heuschnupfen wiederum erkennt man unter anderem daran, dass es in der Nase kribbelt, die Augen tränen und die Betroffenen stärker schniefen, wenn sie sich im Freien aufhalten. Häufig juckt es am Gaumen oder in den Ohren. Heuschnupfen ist in der Regel ein stark wässriger Fließschnupfen. Eine banale Erkältung ist eher schleimig, gelblich bis grünlich.

 

Was passiert bei einer allergischen Reaktion im Körper?

  • Eine Allergie ist eine Fehlreaktion des Immunsystems. Beim ersten Kontakt mit dem Allergen wird es sensibilisiert und produziert Antikörper, die sich an spezielle Immunzellen (Mastzellen) anlagern. Davon merkt der Betroffene noch nichts. Jede weitere Berührung mit dem Allergen verursacht dann eine allergische Reaktion: Das Allergen dockt an die Antikörper an, verbindet sie und zerstört die Mastzelle, wodurch Histamin freigesetzt wird. Es verursacht die typischen allergischen Symptome wie Niesen, Schleimhautschwellung, triefende Nase oder juckende Augen.

 

2. Was tun, wenn man eine Allergie vermutet?

Das Wichtigste ist eine gute Anamnese, also das Gespräch des Kinderarztes oder Allergologen mit den Eltern: Wann treten welche Beschwerden auf? Wann werden sie schlimmer, wann lassen sie nach? Gibt es einen Verdacht auf ein bestimmtes Allergen? Leiden auch andere Familienmitglieder unter Allergien? Wird im Haushalt geraucht? Mütter beobachten ihre Kinder meist sehr gut. Manche führen sogar Buch darüber und bringen es mit zum Gespräch mit dem Arzt. Das kann hilfreich sein. Manchmal erfordert es Detektivarbeit herauszufinden, welche Allergene die Symptome verursachen. Doch darauf baut die weitere Diagnostik auf.

70 % der Patienten, die konsequent hyposensibilisieren, bekommen ihre Pollenallergie in den Griff

3. Was kann eine Allergie auslösen?

Alle uns umgebenden Stoffe können eine Allergie, also eine Fehlreaktion des Immunsystems, auslösen. Normalerweise wird das Immunsystem aktiviert, wenn Erreger oder körperfremde Stoffe abgetötet werden sollen, die dem Körper gefährlich werden könnten. Aber plötzlich reagiert es außergewöhnlich heftig auf eigentlich harmlose Stoffe, zum Beispiel gegen herumfliegende Pollen, gegen Nahrungsmittel oder gegen beides. Wer beispielsweise auf Birkenpollen allergisch ist, reagiert auffallend oft auch auf Äpfel, weil sich die Eiweißstrukturen von Birkenpollen und Äpfeln stark ähneln. Dieses Phänomen nennen Experten Kreuzallergie.

 

4. Wie findet man heraus, welches Allergen die Beschwerden auslöst?

Mit einer Blutuntersuchung kann man feststellen, ob das Immunsystem überempfindlich reagiert. Welcher Stoff das auslöst, kann ein sogenannter Prick-Test zeigen: Dabei werden Flüssigkeiten mit möglichen Allergenen wie Blütenpollen, Tierhaaren, Kot von Hausstaubmilben oder Chemikalien auf den Unterarm getupft und mit einer Nadel in die Haut gepikst. Kommt es zu einer allergischen Reaktion, zeigen sich rote Quaddeln an der Einstichstelle.

 

5. Sollte man einen Allergietest auf Tierhaare machen, bevor man sich eine Katze anschafft?

Nein, das bringt nichts. Man kann eine Allergisierung nicht vorhersagen. Eine Allergie kann erst nachgewiesen werden, wenn man Symptome hat. Das Risiko der Kinder, eine Allergie zu entwickeln, ist erhöht, wenn ein oder beide Elternteile Allergiker sind.

 

6. Wie kann man vorbeugen?

Es gibt unglaublich viele Behauptungen zur Vorbeugung, aber nur wenige wissenschaftlich gesicherte Informationen. Das Stillen eines Säuglings bietet nachweislich einen gewissen Schutz vor Allergien. Studien zeigen auch, dass Kinder vom Land, vor allem die Nachkommen von Kuhbauern, weniger von Allergien betroffen sind. Genauso wie Kinder, die früh und häufig Kontakt zu anderen Kindern haben, zum Beispiel durch ältere Geschwister oder in der Krippe. Das Immunsystem ist ja nicht fertig, wenn wir auf die Welt kommen. Impfungen hingegen standen besonders bei Homöopathen lange im Verdacht, die Allergiehäufigkeit zu erhöhen. Das stimmt so nicht, wie eine große Studie zeigen konnte. Im Gegenteil: Wird das Immunsystem mit Erregern konfrontiert, muss es reagieren, wird so trainiert und lernt, richtig zu reagieren.

 

7. Hilft die richtige Ernährung?

Generell spielen ein gesunder Lebensrhythmus und gute Ernährung eine große Rolle. Vollwertige Mischkost mit viel Obst und Gemüse, möglichst in Bioqualität, ist sinnvoll. Wer selbst kocht und naturbelassene, weitgehend unbehandelte Lebensmittel verwendet, vermeidet Zusatzstoffe, Konservierungsmittel, Farbstoffe, Geschmacksverstärker im Essen.

 

8. Diagnose Allergie – und nun?

Allergene so weit wie möglich meiden! Das ist das Allerwichtigste. Bei Heuschnupfen sollten Betroffene Spaziergänge bei schönem, trockenem Wetter in blühenden Wiesen oder Getreidefeldern eben besser bleiben lassen. Ideal wäre es, wenn Allergiker während der Pollenhochsaison dort Urlaub machen könnten, wo sie möglichst wenig Allergenen ausgesetzt sind – zum Beispiel im Hochgebirge oder am Meer.

 

9. Wie lindert man Heuschnupfenbeschwerden?

Nasensprays, Augentropfen und einige Medikamente wie Antihistaminika können typische Heuschnupfensymptome wie tränende, juckende Augen und triefende Nasen lindern, aber nicht heilen. Nasensprays sollten zudem nicht länger angewendet werden: Sie reizen die Nasenschleimhaut und lassen sie so erneut anschwellen. Wer auf solche Nasentropfen trotzdem nicht verzichten will, nimmt sie am besten nur vor dem Zubettgehen und wendet sie nicht länger als drei bis vier Tage hintereinander an.
Auch wenn Sprays und Tropfen mit Kortikosteroiden im Vergleich zu Präparaten desselben Wirkstoffs zum Einnehmen relativ wenige Nebenwirkungen haben, sollten man sie nur kurze Zeit benutzen. Ein bewährtes Hausmittel zur Pollensaison ist die Nasendusche mit isotonischer Kochsalzlösung (zweimal täglich). Wer das nicht mag, kann die Nasenschleimhäute mit einem Nasenspray auf Salzwasserbasis feucht halten.

7 Tipps, um endlich besser durchzuatmen:

  • Nicht vor zehn Uhr rausgehen. Nach einem Regenschauer eine halbe Stunde warten. Regnet es stundenlang, ist die Luft rein – und ideal für einen Spaziergang.

  • Richtig lüften: in der Stadt zwischen sechs und acht Uhr, wenn wenig Verkehr ist, auf dem Land zwischen 19 und 24 Uhr.

  • Stofftiere regelmäßig waschen oder mehrere Tage ins Eisfach packen.

  • Duschen und Haare waschen, bevor man zu Bett geht, um die Pollen abzuspülen. Getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer herumliegen lassen.

  • Im Bett: synthetische Kissen, Decken und Matratzen wählen.

  • Allergenarme Umgebung: keine offenen Regale, Teppiche, Vorhänge im Kinderzimmer. Täglich den Boden wischen.

  • Pollengitter an den Fenstern, Filter für den Staubsauger und für die Lüftung im Auto sind sinnvoll.

10. Wie behandelt man Heuschnupfen mit Homöopathie?

Sigrid Kruse, Leiterin Homöopathie des Dr. von Haunerschen Kinderspitals der Universität München antwortet: Bei einer chronischen Krankheit wie Heuschnupfen ist es wichtig, die individuell passende Arznei zu finden, das sogenannte Konstitutionsmittel. Dafür ist eine homöopathische Anamnese notwendig. Der Reiz der passenden homöopathischen Arznei regt die Selbstheilungskräfte an, damit der Organismus wieder ins Lot kommt.
Bei akuten Heuschnupfensymptomen können bewährte Mittel versucht werden: Galphimia glauca D6 ist durch Studien belegt. Bei juckenden, tränenden Augen kann Euphrasia D6 helfen; je dreimal drei Globuli pro Tag einnehmen. Zusätzlich können Euphrasia-Augentropfen eingesetzt werden.
In der Selbstbehandlung von Laien sind Komplexmittel weit verbreitet. Man nimmt dabei verschiedene Mittel gleichzeitig ein, in der Hoffnung, dass eines passt und hilft.

 



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